Sonnenallergie

Sommer, Sonne, Hitze – für manche Menschen bedeutet dies quälender Juckreiz, Blasen, Quaddeln und zum Teil auch höllische Schmerzen anstatt Erfrischung, Wärme und Erholung. Sie leiden unter einer sogenannten Sonnenallergie, die in einfachen Fällen mit einer Sonnencreme mit sehr hohem Lichtschutzfaktor, in den schlimmsten Fällen nur mit einem kompletten Sonnenverbot behandelt werden kann.  

Was ist eine Sonnenallergie?

Den Begriff „Sonnenallergie“ gibt es in der Medizin eigentlich gar nicht. Umgangssprachlich wird eine Reihe verschiedener Erkrankungen unter diesem Begriff zusammengefasst, die alle eines gemeinsam haben: Sonnenlicht spielt eine wesentliche Rolle. Um eine echte Allergie gegen die Sonne handelt es sich nur in den seltensten Fällen. Die am häufigsten vorkommenden Sonnenallergien sind:

  • die polymorphe Lichtdermatose (PMD)
  • die Mallorca-Akne
  • photoallergische Reaktionen
  • phototoxische Reaktionen

Bei einer Sonnenallergie kommt es wenige Stunden nach der Sonneneinwirkung zu ganz verschiedenen Veränderungen auf der Haut: Rötungen, Blasen, Pusteln oder Quaddeln. In den meisten Fällen sind sie mit starkem Juckreiz und intensivem Brennen verbunden. Die Beschwerden treten meistens schon im Frühling mit der ersten stärkeren Sonnenstrahlung auf. Im Laufe des Sommers werden sie allmählich schwächer, da sich die Haut bereits an die Sonneneinstrahlung gewöhnt hat. Besonders häufig sind hellhäutige Personen und Menschen mit empfindlicher Haut von der Sonnenallergie betroffen.

Die häufigsten Arten der Sonnenallergie

  • Die Polymorphe Lichtdermatose (PLD)
    Die polymorphe Lichtdermatose ist neben der Mallorca-Akne die häufigste Art der Sonnenallergie. Sie tritt bevorzugt zu Beginn der Sommersaison auf empfindlichen Hautpartien auf, die nicht an die Sonne gewöhnt sind (Gesicht, Dekolleté, Schultern und Nacken). Die Hautveränderungen können recht vielfältig sein, meistens bilden sich jedoch stark juckende Blasen, Knötchen oder auch Quaddeln. Hat man sich langsam an die Sonnenstrahlung gewöhnt, verschwindet der Ausschlag meist binnen drei Wochen.
  • Die Mallorca-Akne
    Eine weitere Form der Sonnenallergie ist die sogenannte Mallorca-Akne, denn sie tritt häufig während dem Urlaub in südlichen Ländern auf. Bei der Mallorca-Akne handelt es sich allerdings weder um Akne, noch um eine Allergie. Es entstehen kleine, akneartige Pusteln auf der Haut, meistens im Gesicht und Dekolleté, aber auch an Hals, Schultern, Armen und auf dem Rücken.
  • Photoallergische Reaktionen
    Verschiedene Stoffe wie Arzneimittel (z.B. Antibiotika, Entwässerungsmittel oder entzündungshemmende Medikamente), Parfüme, Cremes oder auch Pflanzensäfte (besonders der Kontakt mit Sellerie, Petersilie, Zitrusfrüchte oder Bärenklau) bilden durch eine Reaktion mit dem Sonnenlicht Abbauprodukte, die Allergien und Hautverfärbungen hervorrufen können.  Es kommt zu einer tatsächlichen allergischen Reaktion des Körpers, die sich in Juckreiz, Rötung, Blasenbildung, nässenden Hautstellen und Krustenbildung äußert.
  • Phototoxische Reaktionen
    Die phototoxische Dermatitis wird ebenfalls fälschlicherweise häufig als Sonnenallergie bezeichnet. Genau wie bei der photoallergischen Reaktion kommt es zu einer chemischen Reaktion zwischen UV-Strahlung und bereits vorhandenen Stoffen am und im Körper wie z.B. Medikamente, Parfüme oder Cremes. Die Abgrenzung zu einer photoallergischen Reaktion ist nicht immer einfach, da die Symptome die gleichen sind: Juckreiz, Rötung und Blasen.

 

Ursachen für Sonnenallergien

Die Ursachen sind je nach Art der Sonnenallergie verschieden. Gerade bei den zwei am häufigsten vorkommenden Arten (die polymorphen Lichtdermatose und die Mallorca-Akne) ist man sich heutzutage noch nicht ganz sicher, was die genauen Ursachen für den Ausbruch der Hautreaktionen sind. Das Sonnenlicht spielt aber eine entscheidende Rolle als Auslöser.

Viele Wissenschaftler glauben, dass die Einwirkung von Sonnenstrahlen ein Allergen (ein Allergieauslöser) im Körper entstehen lässt. Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um eine eigentlich harmlose Körpersubstanz, die aus ungeklärten Ursachen eine Reaktion mit dem Sonnenlicht eingeht. Das Immunsystem erkennt die so neu entstandene Substanz als Fremdstoff an und schickt Abwehrzellen zur Bekämpfung der vermeintlich schädlichen Substanz – so ähnlich wie es z.B. bei einer Nickelallergie der Fall ist. Es treten also Allergie-ähnliche Symptome auf der Haut auf.

Es gibt allerdings auch noch weitere Vermutungen, die davon ausgehen, dass die energiereiche UV-Strahlung in der Haut zu Bildung von freien Radikalen führt. Es gelingt dem Körper in der Folge dann nicht, die entstandenen freien Radikale unschädlich zu machen. Deshalb reagieren sie mit Bestandteilen der Hautzellen und – besonders bei der Mallorca-Akne – mit den Haarfollikeln, die sich daraufhin entzünden. Aber auch für diese Theorie fehlen, genau wie bei der Allergen-Theorie, wissenschaftliche Beweise.

Viele Quellen nennen bei der Mallorca-Akne noch einen ganz anderen Auslöser: eine Reaktion von verschiedenen Inhaltsstoffen der Sonnenschutzmittel und der UV-Strahlung. Bereits in den 1970er Jahren wurde jedoch festgestellt, dass Sonnencremes nicht der Auslöser für die Mallorca-Akne sind. In zahlreichen internationalen Studien wurde dies bis heute immer wieder untermauert. Fetthaltige Sonnenschutzmittel können höchsten die Talgdrüsen der Haut verstopfen und so einen entzündlichen Prozess an den Haarfollikeln auslösen. Sie sind aber keine Ursache für die Mallorca-Akne.

Die Ursache für photoallergische Reaktionen der Haut sind tatsächliche allergische Reaktionen des Körpers, die erst durch das Zusammenwirken von UV-Strahlung und verschiedenen am oder im Körper vorkommenden Stoffen ausgelöst werden. Der Körper bildet nur unter Sonneneinwirkung Abwehrstoffe, die sich gegen eine spezielle, nicht gefährliche Substanz richtet. Die Hautreaktionen treten meist mit einer Zeitverzögerung von 12 oder mehr Stunden auf, wenn der Körper dann erneut der Sonne ausgesetzt wird.

Die Ursachen für phototoxische Reaktionen liegen denen der photoallergischen Reaktion ganz ähnlich. Auch hier wird unter UV-Einstrahlung auf den Körper eine Reaktion zwischen Sonneneinwirkung und im oder am Körper vorhandenen Stoffe ausgelöst. Allerdings werden hier toxische Substanzen gebildet, die wiederum eine gerechtfertigte Abwehrreaktion des Körpers auslösen.

 

Symptome der Sonnenallergie

Im Allgemeinen sind die Symptome für alle bereits genannten Arten der Sonnenallergie gleich: juckende Rötungen, Knötchen, Pusteln und Blasen auf der Haut. Kleine Differenzierungen im zeitlichen Auftreten und der Art und Stärke der Symptome können jedoch je nach ursächlicher Erkrankung gemacht werden. Im typischen Fall macht sich die Sonnenallergie dann bemerkbar, wenn die Haut einer ungewohnten Dosis Sonnenlicht ausgesetzt ist.

Bei der polymorphen Lichtdermatose kommt es nicht sofort, sondern erst nach Stunden oder auch Tagen zu lästigen Hauterscheinungen. Zuerst fängt die Haut an, stark zu jucken, dann bilden sich rote Flecken und schließlich Knötchen, Pusteln und Blasen. Betroffen sind üblicherweise nur die Körperstellen, die den UV-Strahlen direkt ausgesetzt sind. Dies sind meistens Dekolleté, Arme, Schultern, Hals und Gesicht.  Die roten Hautveränderungen erinnern oft an eine allergische Reaktion der Haut, weshalb die polymorphe Lichtdermatose umgangssprachliche eben auch als Sonnenallergie bekannt ist. Werden die betroffenen Hautstellen mit Kleidung und Sonnencreme vor UV-Strahlung geschützt, verschwinden die Symptome in der Regel innerhalb weniger Tage. Die Symptome können aber erneut auftreten, wenn die Haut der Sonne wieder direkt ausgesetzt wird.

Die typischen Symptome einer Mallorca-Akne sind juckende Pickelchen, die einer normalen Akne ähneln. Betroffen sind wiederum alle Stellen, die der Sonne direkt ausgesetzt sind: Schultern, Dekolleté, Arme und natürlich auch das Gesicht. Die drei bis vier Millimeter großen Pusteln treten recht zügig nach der Sonnenbestrahlung auf und bleiben meistens wochenlang bestehen, bevor sie von alleine wieder narbenfrei abheilen.

Photoallergische und phototoxische Reaktionen fangen meist mit einer Rötung der Haut an, die vom Aussehen mit einem starken Sonnenbrand zu vergleichen ist. Bereits wenige UV-Strahlen reichen aus, um die brennende Rötung der Haut auszulösen. Verschlimmert sich der Zustand, bilden sich bei photoallergischen Reaktionen Blasen und Knötchen auf der Haut. Ist der Körper weiterhin UV-Strahlung ausgesetzt, verdickt sich die Haut an den betroffenen Stellen und schuppt.  Heilen die erkrankten Stellen bei phototoxischen Reaktionen ab, können Farbveränderungen der Haut (sogenannte Hyper- und Hypopigmentierung) zurückbleiben.

 

Diagnose der Sonnenallergie

Der Arzt stellt die Diagnose polymorphe Lichtdermatose, Mallorca-Akne, photoallergische oder phototoxische Reaktion anhand verschiedener diagnostischer Methoden. Zuerst wird der Hautarzt eine Anamnese erstellen und die Krankengeschichte bezüglich möglicher Vorerkrankungen, der Einnahme von Medikamenten, den genauen Beschwerden und wann die Beschwerden aufgetreten sind abfragen. Danach wird er die Haut genau untersuchen, vor allem, wenn Rötungen, Pusteln und Blasen noch sichtbar sind. Untersucht wird mit einem lupenähnlichen Gerät, dem sogenannten Dermatoskop.

Besteht Zweifel an der reinen Blickdiagnose, kann der Hautarzt einen Lichttest vornehmen. Er bestrahlt verschiedene Hautstellen mit UV-Licht unter streng kontrollierten Bedingungen. Treten nach einem gewissen Zeitraum charakteristische Hautveränderungen auf, deutet dies sehr stark auf eine Sonnenallergie hin. Anhand der aufgetretenen Veränderungen und dem zeitlichen Abstand nach der Bestrahlung kann er dann sagen, um welche Art der Sonnenallergie es sich handelt.

Solche Lichttests sollte man aber keinesfalls zu Hause selbst vornehmen, denn man kann durch falsche Anwendung des UV-Lichts die Haut irreversibel schädigen. Handelt es sich zum Beispiel auch nicht um eine Sonnenallergie, sondern um eine richtige Lichturtikaria (Lichtallergie), kann bei übermäßiger Bestrahlung im schlimmsten Fall sogar ein anaphylaktischer Schock drohen.

 

Behandlung der Sonnenallergie

Die Behandlung der Sonnenallergie zielt vor allem darauf ab, die schädlichen UV-Strahlen von der Haut fern zu halten und die bereits entstandenen Hauterscheinungen zu beseitigen. Ein vernünftiger Sonnenschutz empfiehlt sich generell – unabhängig davon, ob eine Sonnenallergie vorliegt oder nicht. Zu viel Sonne steigert das Risiko für Hautkrebs und lässt die Haut vorzeitig altern.

Für quälenden Juckreiz und Brennen gibt es im Handel entzündungshemmende, kortisonhaltige Salben und Cremes zum Auftragen auf die betroffenen Stellen. Der Kortisongehalt dieser Arzneimittel ist so gering, dass sie in Apotheken rezeptfrei erhältlich sind. Auch sogenannte Antihistaminika zum Einnehmen oder Auftragen können helfen, vor allem, wenn es sich um eine photoallergische Reaktion handelt. Es hilft außerdem immer, die Haut mit feuchten Umschlägen oder eingewickelten Kühlpacks bzw. Eiswürfeln zu kühlen (Kühlpacks und Eiswürfel niemals direkt auf die Haut legen!).

Ist die Haut auf größeren Flächen mit Pusteln und Blasen übersät und gehen diese auch nach einigen Tagen nicht zurück, kann unter Umständen die Einnahme von Kortikosteroiden nötig sein. Hier müssen allerdings Nutzen und mögliche Nebenwirkungen der Steroide sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.

Bei schweren Fällen von Sonnenallergie kann eine kontrollierte Phototherapie beim Hautarzt von Nöten sein. Einige Wochen vor dem Sommerbeginn wird die Haut mit festen Dosen UV-Licht bestrahlt, die die Haut langsam an die Sonne gewöhnen und eventuell auftretende Beschwerden mildern sollen. Auf gar keinen Fall sollte man solch eine Abhärtung der Haut aber zu Hause alleine versuchen, denn sie muss unter streng kontrollierten Bedingungen durchgeführt werden.

 

Tipps zur Vorbeugen

  • „Sonnenallergiker“ sollten ein paar Tipps beachten, um ohne Blessuren durch die sommerliche Zeit zu kommen.
  • UV-Schutz durch Kleidung: Hut, Mütze, lange Hemden oder Hosen aus Baumwolle halten Sonnenstrahlen zumindest teilweise ab. Mittlerweile gibt es, vor allem für Kinder, auch spezielle Kleidung, die durch eine besondere Beschichtung UV-Strahlen komplett vom Körper fernhalten. Kleidung aus Kunstfaser ist gänzlich ungeeignet, denn sie lassen bis zu 50 Prozent der schädlichen Strahlung durch.
  • Mittagssonne meiden: Die UV-Strahlung erreicht zwischen 11 und 15 Uhr ihr Maximum. Während dieser Zeit sollte man sich deshalb besser drinnen oder im Schatten aufhalten. Aber Achtung: Wolken am Himmel sind keine Barriere für UV-Strahlung, sie dringen trotzdem hindurch.
  • Sonnencreme verwenden: Von Kleidung unbedeckte Hautstellen sollte man mit Sonnenschutzmitteln eincremen, die einen hohen Lichtschutzfaktor haben (mindestens LSF 30, am besten noch höher), sowohl vor UVA- als auch UVB-Strahlung schützen und möglichst frei von Duft- oder Konservierungsstoffen sind. Sonnencremes sollten schon eine halbe Stunde vor dem Sonnenbaden aufgetragen und besonders beim Schwitzen öfters nachgecremt werden. Die Schutzdauer von Sonnenschutzmitteln verlängert sich durch das Nachcremen aber nicht!
  • Parfüme und Rasierwässer vermeiden: Inhaltsstoffe von Parfümen und Rasierwässern, aber auch parfümierten Seifen, Körperlotionen und Deos können besonders photoallergische Reaktionen begünstigen. Versuchen sie deshalb entweder ganz oder aber auf künstliche Stoffe und ätherische Öle in diesen Produkten zu verzichten.
  • Vorsicht hinter Fenstern: Ein gewisser Anteil von UVA-Strahlen dringt auch durch normales Fensterglas. Wer also im Sonnenschein längere Strecken im Auto fährt, ist nicht automatisch vor den UV-Strahlen geschützt. Auch hier gilt dann: eincremen!