Allergien betreffen rund 40 Prozent der 20- bis 40-Jährigen. Damit ist die Allergie die häufigste chronische Erkrankung überhaupt. Auch Kinder sind immer häufiger betroffen. Die Anzahl der lebensgefährlichen Reaktionen auf Allergene hat sich innerhalb der letzten Jahrzehnte drastisch erhöht. Um die Symptome der Betroffenen zu lindern und im Ernstfall lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen vorzubeugen bzw. entgegenzuwirken, gibt es verschiedene Allergiemedikamente.
Allergiemedikamente zur örtlichen Anwendung – Cromoglicinsäure und Sympathomimetika
Insbesondere bei Heuschnupfen, der allergischen Reaktion auf verschiedene Pollen, kann die lokale Anwendung von Antiallergika sinnvoll sein. Dafür eignen sich je nach Beschwerdebild Augentropfen, Nasentropfen oder Nasensprays. Viele dieser Arzneimittel enthalten Cromoglicinsäure. Der Wirkstoff kann die Chlorid-Kanäle in der Zellwand von Mastzellen blockieren. Mastzellen spielen bei der Symptomentstehung der Allergie vom Typ 1 eine entscheidende Rolle. IgE-Antikörper gegen die Allergene binden sich an die Mastzellen und stimulieren diese bei Allergenkontakt zur Ausschüttung von Entzündungsmediatoren wie Histamin. Cromoglicinsäure kann diese Freisetzung verhindern und so den typischen Allergiesymptomen wie Schnupfen, Niesattacken sowie tränenden und geröteten Augen vorbeugen. Es ist dabei zu beachten, dass sich Cromoglicinsäure lediglich zur Prophylaxe und nicht zur Behandlung bereits bestehender allergischer Reaktionen eignet.
Mastzellstabilisatoren mit ähnlichen Wirkeigenschaften wie die Cromoglicinsäure sind Nedocromil und Lodoxamid.
Auch Alpha- und Beta-2-Sympathomimetika werden lokal eingesetzt. Alpha-Sympathomimetika haben eine gefäßverengende Wirkung. Durch die verminderte Durchblutung können gereizte Schleimhäute abschwellen. Zusätzlich kann mithilfe von Nasensprays mit Alpha-Sympathomimetika die Sekretion kurzfristig gehemmt werden. Allerdings dürfen Nasensprays und Nasentropfen aus dieser Wirkstoffgruppe maximal für eine Woche eingesetzt werden. Andernfalls kann der Wirkstoff die Schleimhäute schädigen. Die Folge ist eine sogenannte Rhinitis medicamentosa, ein chronischer Schnupfen durch eine Entzündung der Nasenschleimhäute aufgrund der übermäßigen Nasenspraynutzung. Die Symptome ähneln dabei denen des allergischen Schnupfens.
Beta-2-Sympathomimetika werden vor allem inhalativ als Spray oder Dosieraerosole beim allergischen Asthma bronchiale verwendet. Sie entfalten ihre Wirkung insbesondere im Bereich der glatten Muskulatur der Bronchien. Beim allergischen Asthma verkrampft die Bronchialmuskulatur, sodass die Betroffenen nur schwer Luft bekommen. Beta-2-Sympathomimetika sorgen für eine Entspannung der glatten Muskulatur und erleichtern Asthmatikern die Atmung.
Antihistaminika bei allergischen Reaktionen
Antihistaminika gehören zu den bekanntesten antiallergischen Medikamenten. Zur symptomatischen Behandlung von Allergien werden vorwiegend H1-Histamin-Rezeptorblocker der ersten, zweiten oder dritten Generation genutzt. Diese hemmen über eine Blockade der Histamin-Rezeptoren die Histaminwirkungen, die für eine Vielzahl von allergischen Symptomen verantwortlich sind. Somit eignen sich Antihistaminika unter anderem zur Behandlung von:
- Hautrötungen
- Juckreiz
- verstopfter Nase
- Atembeschwerden
- Bindehautentzündungen
Antihistaminika der ersten Generation werden bereits seit den 1930er Jahren genutzt. Die entsprechenden Arzneimittel haben auch eine Wirkung auf das Zentralnervensystem. Dadurch können sie zwar einerseits Symptome wie Erbrechen hemmen, andererseits basieren auch viele typische Nebenwirkungen wie beispielsweise Müdigkeit und Gewichtszunahme auf der ZNS-Gängigkeit der Wirkstoffe. Da heute Antihistaminika anderer Generationen existieren, die diese einschränkenden Nebenwirkungen nicht aufweisen, werden H1-Antihistaminika der ersten Generation als orale Antiallergika nur noch selten genutzt.
Die Antihistaminika der zweiten Generation entfalten ihre Wirkung nicht im Zentralnervensystem. Die Antiallergika weisen deshalb im Gegensatz zu den Antihistaminika der ersten Generation keine sedierenden Wirkeigenschaften auf. Antihistaminika der zweiten Generation eignen sich sowohl für den systemischen als auch für den örtlichen Einsatz und sind somit sowohl in Form von Tabletten und Tropfen als auch von Nasensprays erhältlich. Antihistaminika der dritten Generation entsprechen in ihren Wirkeigenschaften größtenteils denen der zweiten Generation. Therapeutische Vorteile gegenüber den Vorgängern konnten kaum beobachtet werden.
Glukokortikoidhaltige Allergiemedikamente
Auch glukokortikoidhaltige Arzneimittel wie Kortison können in der antiallergischen Therapie genutzt werden. Die therapeutisch eingesetzten Kortisone ähneln den Hormonen, die in den Nebennieren produziert werden. Sie weisen eine antientzündliche Wirkung auf. Da die allergische Reaktion eine besondere Form der Entzündung ist, kann Kortison die allergischen Symptome lindern. Dabei können die Allergiemedikamente sowohl lokal in Form von Sprays oder systemisch als Tabletten oder Injektionen angewendet werden. Es ist zu beachten, dass die lokale Anwendung von Kortison mit weniger Nebenwirkungen verbunden ist.
Adrenalin – das wichtigste Notfallmedikament bei Allergien
Adrenalin ist in Form einer Fertigspritze in jedem Notfall-Set für Allergiker enthalten. Bei ausgeprägten Allergien kann sich innerhalb weniger Minuten bis Stunden nach Allergenkontakt ein lebensbedrohlicher anaphylaktischer Schock entwickeln. Bei Verdacht auf einen allergischen Schock wird das Adrenalin mithilfe des Autoinjektors in den Oberschenkelmuskel injiziert. Es geht schnell in den Blutkreislauf über und normalisiert die Herzfunktion. Der Blutdruck, der im Verlauf des Schocks drastisch abfallen kann, wird gesteigert, sodass der Kreislauf stabiler wird. Zudem entspannt Adrenalin die Muskulatur der Bronchien. Dadurch können die Betroffenen leichter atmen.
Ein Notfall-Set enthält neben Adrenalin immer auch ein Kortisonpräparat und ein Antihistaminikum. Gefährdete Allergiker erhalten ein Rezept für ein solches Set von ihrem behandelnden Arzt. Alle enthaltenen Arzneimittel sind rezeptpflichtig und sollten von den betroffenen Personen stets bei sich getragen werden, damit im Ernstfall ein schneller Einsatz möglich ist.